Michal Alkenbahn kehrt nach Monaten von einer Expedition in heimische Athena zurück, im Gepäck eine sensationelle Entdeckung: Eine fremdartige Zivilisation errichtet metallene Kugelschalen um ganze Sternsysteme!
Doch daheim interessiert sich niemand so recht für seinen Fund, denn die Hondh haben längst mit der Invasion benachbarter Planeten begonnen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch Athena fällt.
Aber auch die Allianz gegen die Hondh setzt ihre Machtmittel gnadenlos ein und das erste Opfer eines Krieges ist oft die eigene Menschlichkeit.
Und plötzlich stehen Michal und Farne im Kampf gegen mehr als nur einen übermächtigen Gegner.
(10) Die Sonne der Seelen
€12,95
D9E – Die Neunte Expansion Band 10
Niklas Peinecke – Die Sonne der Seelen
Paperback, 248 Seiten
Kategorie: D9E - Die neunte Expansion
Schlagwörter: D9E, Niklas Peinecke, Reihe, Science Fiction, Space Opera
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Das Objekt lag dort draußen, nach kosmischen Maßstäben nur einen Steinwurf entfernt. Soweit Michal Alkenbahn anhand der Sensordaten feststellen konnte, rotierte es langsam um sich selbst. Groß war es, so irrsinnig ausgedehnt, dass ein ganzes Planetensystem hineingepasst hätte. Eigentlich hätte es hier eine Sonne geben müssen, und die Gravitationsdetektoren behaupteten hartnäckig, dass genau vor ihnen so ein Stern sein sollte. Stattdessen war nur dieses dunkle, riesenhafte, planetenartige Objekt dort. Und es glühte. Das ganze ... Ding gab ein düsteres Leuchten im fernen Infrarot ab, langwellige Wärmestrahlung. Sonst nichts.
Wärme. Trotzdem jagte es Michal einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Er konnte nicht genau sagen, was ihn beunruhigte, aber sie starrten nun seit Tagen auf ihren Fund, und ständig überkam ihn dabei das Gefühl, etwas zu übersehen.
Sie waren nun seit fast zwei Jahren hier draußen, in dieser kosmischen Dunkelwolke, die auf Athena mit dem flapsigen Spitznamen »Bügeleisennebel« belegt wurde, wegen ihrer seltsamen Form. Der Nebel lag, betrachtet aus der Perspektive der Randwelten und des Hondh-Imperiums, fernab von aller Zivilisation. Es war nicht bekannt, ob es hier bewohnte oder auch nur bewohnbare Planeten gab. Während ihrer Anwesenheit hier draußen hatten sie eine Handvoll bisher nicht katalogisierter Systeme entdeckt, meist alte Sterne, die von unscheinbaren Felsbrocken auf engen Bahnen umkreist wurden. Gewöhnliche Eisen-Silizium-Planeten oder alte Kometenkerne, nichts, das auch nur annähernd wissenschaftlich oder wirtschaftlich interessant gewesen wäre.
Manchmal war Michal kurz davor gewesen, die ganze Expedition einfach abzubrechen. Und das bei all der Mühe, die es ihn gekostet hatte, überhaupt herzukommen. Er hatte buchstäblich Jahre darauf verwendet, Farne Oslar, diesem Emporkömmling, dieser pseudowissenschaftlichen Katalogwälzerin, das Expeditionsschiff der Universität, die Christopher-Walhelm wegzuschnappen. Seinen ganzen, nicht unerheblichen politischen Einfluss hatte er in die Waagschale werfen müssen, war sogar mit dem Dekan, diesem Schleimer, teuer Essen gegangen. Es hatte lange nicht schlecht ausgesehen, und doch – als Oslar diesen anomalen braunen Zwerg ERC 238 entdeckt hatte, war beinahe alles umsonst gewesen. Das Vergabekomitee war fast über Nacht auf ihre Argumente umgeschwenkt. Hätte ihn seine Sekretärin nicht gewarnt – er hätte wohl zu Fuß hierher kommen müssen.
Und dann, ebenso plötzlich, wie sie zuvor für Farne plädiert hatten, stimmten die Kommissare unvermittelt wieder für ihn. Michal war nicht dumm. Wenn er Korruption vor sich sah, erkannte er sie sofort, schließlich war er geübt genug in diesem Spiel. Er selbst war immer vorsichtig darauf bedacht, dass man ihm nie etwas nachweisen konnte, und er bildete sich ein, alle denkbaren Tricks in der komplexen Bürokratie der Universität zu kennen. Mehr aus Neugier versuchte er herauszufinden, wer dahinter stecken könnte. Aber hier hatte er seinen Meister gefunden. Es war offensichtlich für ihn, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging, aber jede Überprüfung verlief im Nirgendwo. Wenn man die Mitglieder des Komitees beeinflusst hatte, dann war dies für jeden von ihnen individuell auf eine höchst subtile Weise geschehen. Nichts wies mehr auf Unregelmäßigkeiten hin, bis auf eben jenen plötzlichen, statistisch höchst unwahrscheinlichen Sinneswandel.
Er ließ die Sache auf sich beruhen, schließlich war er letztlich Nutznießer der Gegebenheiten. Sollten die mysteriösen Hintermänner dieser Aktion auf die Idee kommen, ihn ebenfalls zu manipulieren, könnte er immer noch überlegen, wie er sich dazu stellte. Allein, bis heute war niemand an ihn herangetreten, daher hatte er die Angelegenheit schon fast verdrängt.
So waren sie jetzt einige Monate hier herumgeirrt, teils auf den Spuren vorheriger Expeditionen, teils auf neuen, nie beflogenen Routen. Mittlerweile ahnte Michal, warum der Bügeleisennebel so ein unbeschriebenes Blatt in der Forschung war. Hier draußen gab es buchstäblich nichts von Interesse.
Hätte er nicht seine Doktorandin Eliga dabeigehabt, wäre er vor Langeweile vermutlich längst eingegangen.
Eliga forderte ihn auf mehr als einer Ebene heraus. Sie war klug, das musste sie sein, um bei ihm zu promovieren, denn zweitklassige Studenten schob er stets auf andere Professoren ab. Sie war attraktiv, wenn auch nicht im klassischen Sinne schön, denn Michal hätte nie einem lebenden Menschen zugestanden, sein Ideal von Schönheit zu erfüllen. Allerdings kam Eliga diesem Ideal so nahe wie kaum eine Frau zuvor. Grund genug für ihn, sie als lohnendes Ziel seiner Avancen zu betrachten. Und, nicht unwichtig, sie war bisher unnahbar. Dabei gab sie sich ihm gegenüber nicht etwa unfreundlich. Eher verhielt sie sich neutral, ließ sich nie anmerken, ob sie seine Annäherungsversuche überhaupt wahrnahm. Behandelte er sie den einen Tag mit derselben Arroganz, die er den meisten Menschen verdientermaßen angedeihen ließ, so nahm sie das genauso hin wie seine zuvorkommende, hilfsbereite Art, den Kavalier zu spielen – oder was er sich darunter vorstellte.
Sie war ein Rätsel, und ein Rätsel war etwas, das Michal in seinem universitären Alltag schon seit Jahren entbehrt hatte.
Jetzt aber war sie auf den zweiten Rang in der Liste seiner liebsten Mysterien abgesunken, denn unverhofft hatten sie etwas anderes entdeckt.
Wärme. Trotzdem jagte es Michal einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Er konnte nicht genau sagen, was ihn beunruhigte, aber sie starrten nun seit Tagen auf ihren Fund, und ständig überkam ihn dabei das Gefühl, etwas zu übersehen.
Sie waren nun seit fast zwei Jahren hier draußen, in dieser kosmischen Dunkelwolke, die auf Athena mit dem flapsigen Spitznamen »Bügeleisennebel« belegt wurde, wegen ihrer seltsamen Form. Der Nebel lag, betrachtet aus der Perspektive der Randwelten und des Hondh-Imperiums, fernab von aller Zivilisation. Es war nicht bekannt, ob es hier bewohnte oder auch nur bewohnbare Planeten gab. Während ihrer Anwesenheit hier draußen hatten sie eine Handvoll bisher nicht katalogisierter Systeme entdeckt, meist alte Sterne, die von unscheinbaren Felsbrocken auf engen Bahnen umkreist wurden. Gewöhnliche Eisen-Silizium-Planeten oder alte Kometenkerne, nichts, das auch nur annähernd wissenschaftlich oder wirtschaftlich interessant gewesen wäre.
Manchmal war Michal kurz davor gewesen, die ganze Expedition einfach abzubrechen. Und das bei all der Mühe, die es ihn gekostet hatte, überhaupt herzukommen. Er hatte buchstäblich Jahre darauf verwendet, Farne Oslar, diesem Emporkömmling, dieser pseudowissenschaftlichen Katalogwälzerin, das Expeditionsschiff der Universität, die Christopher-Walhelm wegzuschnappen. Seinen ganzen, nicht unerheblichen politischen Einfluss hatte er in die Waagschale werfen müssen, war sogar mit dem Dekan, diesem Schleimer, teuer Essen gegangen. Es hatte lange nicht schlecht ausgesehen, und doch – als Oslar diesen anomalen braunen Zwerg ERC 238 entdeckt hatte, war beinahe alles umsonst gewesen. Das Vergabekomitee war fast über Nacht auf ihre Argumente umgeschwenkt. Hätte ihn seine Sekretärin nicht gewarnt – er hätte wohl zu Fuß hierher kommen müssen.
Und dann, ebenso plötzlich, wie sie zuvor für Farne plädiert hatten, stimmten die Kommissare unvermittelt wieder für ihn. Michal war nicht dumm. Wenn er Korruption vor sich sah, erkannte er sie sofort, schließlich war er geübt genug in diesem Spiel. Er selbst war immer vorsichtig darauf bedacht, dass man ihm nie etwas nachweisen konnte, und er bildete sich ein, alle denkbaren Tricks in der komplexen Bürokratie der Universität zu kennen. Mehr aus Neugier versuchte er herauszufinden, wer dahinter stecken könnte. Aber hier hatte er seinen Meister gefunden. Es war offensichtlich für ihn, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging, aber jede Überprüfung verlief im Nirgendwo. Wenn man die Mitglieder des Komitees beeinflusst hatte, dann war dies für jeden von ihnen individuell auf eine höchst subtile Weise geschehen. Nichts wies mehr auf Unregelmäßigkeiten hin, bis auf eben jenen plötzlichen, statistisch höchst unwahrscheinlichen Sinneswandel.
Er ließ die Sache auf sich beruhen, schließlich war er letztlich Nutznießer der Gegebenheiten. Sollten die mysteriösen Hintermänner dieser Aktion auf die Idee kommen, ihn ebenfalls zu manipulieren, könnte er immer noch überlegen, wie er sich dazu stellte. Allein, bis heute war niemand an ihn herangetreten, daher hatte er die Angelegenheit schon fast verdrängt.
So waren sie jetzt einige Monate hier herumgeirrt, teils auf den Spuren vorheriger Expeditionen, teils auf neuen, nie beflogenen Routen. Mittlerweile ahnte Michal, warum der Bügeleisennebel so ein unbeschriebenes Blatt in der Forschung war. Hier draußen gab es buchstäblich nichts von Interesse.
Hätte er nicht seine Doktorandin Eliga dabeigehabt, wäre er vor Langeweile vermutlich längst eingegangen.
Eliga forderte ihn auf mehr als einer Ebene heraus. Sie war klug, das musste sie sein, um bei ihm zu promovieren, denn zweitklassige Studenten schob er stets auf andere Professoren ab. Sie war attraktiv, wenn auch nicht im klassischen Sinne schön, denn Michal hätte nie einem lebenden Menschen zugestanden, sein Ideal von Schönheit zu erfüllen. Allerdings kam Eliga diesem Ideal so nahe wie kaum eine Frau zuvor. Grund genug für ihn, sie als lohnendes Ziel seiner Avancen zu betrachten. Und, nicht unwichtig, sie war bisher unnahbar. Dabei gab sie sich ihm gegenüber nicht etwa unfreundlich. Eher verhielt sie sich neutral, ließ sich nie anmerken, ob sie seine Annäherungsversuche überhaupt wahrnahm. Behandelte er sie den einen Tag mit derselben Arroganz, die er den meisten Menschen verdientermaßen angedeihen ließ, so nahm sie das genauso hin wie seine zuvorkommende, hilfsbereite Art, den Kavalier zu spielen – oder was er sich darunter vorstellte.
Sie war ein Rätsel, und ein Rätsel war etwas, das Michal in seinem universitären Alltag schon seit Jahren entbehrt hatte.
Jetzt aber war sie auf den zweiten Rang in der Liste seiner liebsten Mysterien abgesunken, denn unverhofft hatten sie etwas anderes entdeckt.
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