Der Metropolis-Konvoi hat nur zeitweise Linderung gebracht.
Mark Brandis macht sich auf die Suche nach einem verkannten Genie, der zeit seines Lebens in seiner geheimen Raumstation am Praeteroskop gearbeitet hat: einer Maschine, die in die Vergangenheit sehen kann. Brandis hofft, dadurch die Formel für die Zucht eines superrobusten Getreides zu erhalten, welches die Rettung der Erde bedeuten könnte.
Doch auch kriminelle Elemente haben Interesse.
(29) Zeitspule
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Mark Brandis, Band 29
Paperback, 168 Seiten
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Kategorie: Mark Brandis
Schlagwörter: Mark Brandis, Michalewski, Weltraumabenteuer
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Kapitel 01
Im kalten Licht der Sterne, die aus unnahbarer Ferne teilnahmslos auf dich herabblicken, kann dir schon einmal die Frage kommen, ob, was du tust, überhaupt einen Sinn hat. Lähmende Melancholie droht von dir Besitz zu ergreifen – wie der gefürchtete Tiefenrausch sich eines Tauchers bemächtigt. Doch immer läßt ein letzter Funke nüchternen Verstandes dich ahnen, daß du die Antwort in dir trägst, daß du sie dir auf der Stelle selbst geben mußt. Auf der Stelle oder du wirst nie wieder sein, was und wer du bislang warst.
Eingehüllt in den staubigen Glanz der Plejaden, stand an diesem 9. Januar des Jahres 2090 die Henri Dunant unbeweglich vor der dienstjüngsten Plattform des sogenannten Inneren Ringes, vor INTERPLANAR XII, und das von Meteoritenschlägen verschrammte Gehäuse mit den unbeleuchteten Bullaugen erschien mir so deutlich wie nie zuvor als ein preisgegebenes Stück Materie, das sich verloren hatte in der Ewigkeit.
Vor rund zwei Wochen hatte die Henri Dunant schon einmal hier gestanden, als es darum ging, einen Mann auf die verlassene Plattform zu schaffen, der mit seinem ungezügelten Ehrgeiz und seinem Starrsinn die Sicherheit des Konvois gefährdet hatte – jenes Konvois, der sich, mit konzentrierter Nahrung vollgestopft, unter meinem Kommando, auf der Reise befand vom Uranus zur hungernden Hauptstadt der auseinanderbrechenden EAAU, nach Metropolis.
Die Erde war nicht zu sehen; ich konnte es mir sparen, sie mit den Blicken zu suchen. Nach wie vor verbarg sie sich hinter dem Staubmantel, der von der Sprengung des Planetoiden Ikarus herrührte: Folge eines verpatzten astralen Verlagerungsmanövers. Die Erde dörrte allmählich aus. Die apokalyptischen Reiter des Hungers verwüsteten die Kontinente. Am schlimmsten wüteten sie in der 50-Millionen-Stadt Metropolis. Eine Konvoiladung Nahrung – ein Tropfen auf den heißen Stein!
Und selbst, wenn es mir gelingen sollte, auch einen zweiten und einen dritten Konvoi nach Metropolis durchzubringen – auf die Dauer war die Stadt damit nicht zu retten. Zuerst würde Metropolis sterben, dann die Kontinente. Die Erde brauchte Sonne, die Erde brauchte Regen.
Vor der achteren Kanzel des Radarraumes konnte ich den Konvoi sehen, wie er sich mit Kurs auf den Uranus entfernte, die leeren Frachter und die sechs stämmigen Raumrettungskreuzer mit dem weithin leuchtenden roten Johanniterkreuz auf weißem Grund, dem Wahrzeichen der Unabhängigen Gesellschaft zur Rettung Raumschiffbrüchiger.
Die Florence Nightingale unter der Führung von Captain Romen hatte sich zurücksacken lassen. Ihr Signalscheinwerfer blinzelte. Lieutenant Israel Levy, der Funk- und Kommunikations-Offizier, der einen Schritt hinter mir stand, las mit halblauter Stimme mit: »Konvoi auf dem Marsch. Hals und Beinbruch!«
Ich straffte mich, wandte mich ab, sagte knapp: »Bestätigen!« – und damit war die Antwort praktisch schon gegeben. Ich würde Commander Busch aus seiner Verbannung holen, um dann gleichfalls Kurs auf den Uranus zu nehmen. Und so Gott wollte, würde ich auch den zweiten und den dritten Transport mit Nahrung nach Metropolis durchbringen. Niemand ist bekanntlich groß und stark genug, um die ganze Welt zu retten. Aber ein Stück Welt zu retten, dazu hat wohl jeder das Zeug.
Ich drückte die Taste zum Maschinenraum, und als sich im Lautsprecher die ruhige Stimme von Lieutenant William Xuma meldete, meines langjährigen leitenden Ingenieurs, wies ich ihn an, das Dingi klarzumachen.
Fünf Minuten später ritten der Navigator und ich auf einem Feuerstrahl zur Plattform hinüber. Iwan Stroganow, der Sibiriak mit den breiten Schultern, mit den schmalen Jägeraugen und dem kurzgeschnittenen eisengrauen Haar, verkörperte ein gutes Stück Raumfahrtgeschichte. Er, der als junger Mensch noch auf den legendären Windjammern unter den Sternen gedient hatte, stand auch bei Elmar Busch hoch im Ansehen. Mit Stroganows Hilfe, hoffte ich, sollte es mir möglich sein, Busch so etwas wie eine goldene Brücke zu bauen: einen Abschied in Ehren.
Das Dingi stieß gegen die Plattform, und ich schaltete die Magneten ein. Das Dingi kam fest. Lieutenant Stroganow entriegelte den Einstieg.
»Klar zum Aussteigen, Sir.«
»Danke, Lieutenant.«
Wir betraten die Schleuse. Die Plattform sah toter aus, als sie war. Ein Notstromaggregat war in Betrieb. Die Schleusentore setzten sich in Bewegung.
Dunkelheit empfing uns. Lieutenant Stroganow knipste die Handlampe an, suchte nach dem Schalter und ließ die Alarmbeleuchtung aufflammen.
»Wenigstens brechen wir uns so nicht die Knochen, Sir ...«
Eine Rotte Wildsäue schien auf INTERPLANAR XII gehaust zu haben.
Die Plünderer waren am Werk gewesen, die hungrigen Wölfe der Sterne: Deserteure der Strategischen Raumflotten beider Machtblöcke. Eine neue Menschenrasse drohte im Weltraum zu entstehen, zusammengewürfelt aus den Desperados der EAAU wie auch der VOR, der Vereinigten Orientalischen Republiken: abtrünniges Militär ebenso wie allerlei Volk, das vom Hunger um Verstand und Sitte gebracht worden war. Die Große Katastrophe, von der der Mutterplanet Erde befallen war, strahlte aus. Schwerbewaffnete Banden auf schnellen Schiffen machten den Himmel unsicher. Der Metropolis-Konvoi war kein Honigschlecken gewesen; er war erkauft worden mit blutigen Verlusten, mit der Einbuße etlicher Schiffe und ihren Besatzungen.
Die Plünderer waren zu spät gekommen; die Proviantkammern der Plattform waren schon leer gewesen. Nicht ohne Grund war die Station von ihren Betreibern geräumt worden, als der dringend benötigte Nachschub ausblieb.
Nun, Busch hatte nicht darben müssen. Die Zwei-Wochen-Ration, die wir bei ihm zurückgelassen hatten, war großzügig bemessen gewesen.
Und auch erfroren war er nicht. Die Kernzelle der Plattform war intakt. Die Temperatur in den Räumen lag merklich über Null.
Und dennoch, beim Gedanken an die entsetzliche Einsamkeit, der ich ihn ausgesetzt hatte, überkam mich ein Frösteln. Eine verlassene Plattform, eine Zwei-Wochen-Ration und ...
Busch wußte, was unter den Sternen los war, was es hieß, sich mit einer Handvoll schwerfälliger Frachter nach Metropolis durchzuschlagen, was es bedeutete, den ganzen gefahrvollen Weg in umgekehrter Richtung zurückzulegen. Ich hatte ihm geraten, für den Konvoi zu beten. Und für sich selbst mit.
Die leeren Gänge warfen den Hall unserer Schritte zurück. Die Notbeleuchtung flimmerte. Und von Busch keine Spur.
»Busch!«
In den leeren Räumen hohnlachte das Echo: Busch ... Busch ... !
Busch ...
Es war undenkbar, daß er unsere Ankunft nicht bemerkt haben sollte.
»Busch!«
Lieutenant Stroganow blieb plötzlich stehen und bückte sich. Sein Jägerauge hatte etwas erspäht, was dem meinen entgangen war. Beim Anblick der zerknautschten Zigarettenschachtel, die er mir vorwies, bekam ich einen trockenen Mund. Die Packung war ein Fremdkörper auf dieser Plattform unter der Flagge der EAAU. Die Packung trug den Aufdruck der Staatlichen Tabakmanufaktur der VOR, der anderen Weltmacht.
Waren die VORs auf der Plattform gewesen? Unsere Strategische Raumflotte war längst nicht mehr in der Lage, die Bewegungen eines möglichen Gegners zu kontrollieren. Geschwächt, wie sie war, kämpfte sie verzweifelt darum, die Kontrolle über die wichtigsten Zentren nicht zu verlieren, denn die Raumwölfe waren überall. Wehe dem Frachter, der ihnen in die Hände fiel. Die Packung mochte ebensogut von einem geplünderten VOR-Transporter herrühren. Irgendein Plünderer hatte sie fortgeworfen ...
Lieutenant Stroganow schien zu dem gleichen Schluß zu kommen. Er hob die Schultern und ließ die Packung fallen.
»Wenn er nicht geflogen ist, Sir ...«
So war es. Falls Commander Busch keine Flügel gewachsen waren – buchstäblich oder wenigstens in Form eines raumtüchtigen Schiffes –, mußte er sich auf der Plattform befinden.
Aber weshalb hielt er sich verborgen?
»Suchen Sie hier weiter, Lieutenant! Ich nehme mir das Oberdeck vor.«
Lieutenant Stroganow wiegte den Kopf. »Das sind allerhand Räume, Sir.«
»Irgendwo muß er stecken.«
Bevor wir uns trennten, überprüften wir die Walkie-Talkies. Ihre Reichweite war gering. Außerhalb des isolierten Mantels waren sie schwerlich zu hören. Bei Bedarf durften wir es wagen, sie zu benutzen, ohne die strikte Funkstille zu brechen, die der Konvoi bisher eingehalten hatte. Der Himmel war voller Ohren, und beutegieriges Geschmeiß stürzte sich auf alles, was sich bewegte. Gewiß, die Schiffe, die jetzt leer zum Uranus zurückkehrten, waren noch nicht so interessant, wie sie demnächst wieder sein würden. Aber je weniger Spuren man mit dem Geleitzug hinterließ, desto besser. Am besten, man hinterließ überhaupt keine. Und so war jeder Funkspruch schon zu viel.
Ich vermied es, den halbdunklen Aufzug zu benutzen, und nahm die Treppe.
Auf dem Oberdeck war das Chaos nicht geringer. Immerhin wurde ich fündig. In der Messe stieß ich auf einen unserer Proviantkartons. Sein Kennzeichen war das des uranischen SOS-Silos, auf das Gouverneur Hastings die Verteilerhand gelegt hatte. Der Karton war noch nicht ganz leer.
»Busch! Wo stecken Sie nur! Busch!«
Das Echo machte sich über mich lustig. Ich trat zurück in den Gang und öffnete die Tür einer Wohnkabine. Früher einmal hatte der Stationsmeister darin gehaust. Am Haken hing eine orangefarbene Jacke mit dem Emblem der UGzRR. Demnach hatte auch Commander Busch hier sein Quartier gehabt.
Ich trat ans Bullauge und sah hinaus.
Der gedrungene Silberleib der Henri Dunant schien in der Sonne zu lodern wie eine Fackel. Sonst gab es nur leeren Raum so weit die Blicke reichten. Die Venus stand auf der anderen Seite der Plattform – aber auch zu ihr gelangte man nicht einfach so, nicht zu Fuß, nicht ohne Jacke.
Das Walkie-Talkie, das ich mir über die linke Schulter gehängt hatte, wurde lebendig.
»Sir!«
Ich hob das Gerät auf.
»Ja, Lieutenant.«
Lieutenant Stroganows Stimme klang schwer.
»Ich bin im FK, Sir. Sie brauchen nicht weiter zu suchen. Er ist hier.«
»Roger. Ich komme.«
Ich rannte nach unten. Stroganows lakonische Ankündigung verhieß nichts Gutes. Der Weg zum FK war markiert. Ich hetzte den Mittelgang entlang und bog nach etwa fünfzig Metern links ab. Der schmale Quergang war dunkel – aber die Tür an seinem Ende stand auf, und ich konnte ein Stück samtschwarzen Himmels sehen.
Im FK war ein Vorschlaghammer am Werk gewesen.
Auf mein Geheiß hin hatte Lieutenant Xuma ein gründliches Werk der Zerstörung hinterlassen. Und dennoch war es Commander Busch um ein Haar gelungen, aus den Trümmern und Überresten der Sendeanlage einen neuen, behelfsmäßigen Sender zu bauen.
Um ein Haar. Es war ihm nicht vergönnt gewesen, die Arbeit zu Ende zu bringen.
Lieutenant Stroganow richtete den Schein seiner Handlampe auf ein Bündel, das schlaff und reglos vor dem Batterieblock lag. Herabhängende Kabel verrieten, daß hier erfahrene Folterknechte am Werk gewesen waren, geschulte Spezialisten, die genau wußten, wie man es anfängt, einen Mann zum Sprechen zu bringen.
Die Zigarettenpackung mit dem VOR-Aufdruck fiel mir ein.
Lieutenant Stroganow war neben Commander Busch niedergekniet und fühlte ihm nun den Puls. Als er sich wieder aufrichtete, war ich auf das Schlimmste gefaßt. Was hier geschehen war, ohne Zeugen in einer kosmischen Wüste, war auch meine Schuld.
Hätte ich anders verfahren sollen, Busch an Bord unter Arrest stellen?
Wie – mit zu wenig Leuten auf einem hoffnungslos überladenen Schiff?
In meine Selbstvorwürfe fiel Lieutenant Stroganows Stimme.
»Entweder ist er der zäheste Hund, der mir je vorgekommen ist, oder aber er hat einen Schutzengel gehabt. Er lebt.«
Und wie um Stroganows Worte zu bekräftigen, entrang sich Buschs Brust ein qualvolles Stöhnen.
Weshalb hatten die VORs ihn so zugerichtet?
Hatten sie in Erfahrung gebracht, worum es ihnen ging, oder hatten sie von ihm nur abgelassen, weil sie ihn für tot hielten?
Busch war noch einmal davongekommen, aber sein Leben hing an einem seidenen Faden. Mit den bescheidenen Mitteln unseres Bordhospitals war ihm nicht zu helfen. Er gehörte in die Obhut erfahrener Ärzte, in die nächste, in die beste Klinik.
Stroganow faßte meine Überlegungen und Bedenken in Worte.
»Ich fürchte, seine Chance ist nicht eben groß, Sir. Und bis zum Uranus ist es ein weiter Weg.«
An mir lag es, die Entscheidung zu treffen.
Durch das Bullauge fiel das bleiche Licht der Venus. In gut vierundzwanzig Stunden konnte man dort sein.
Ich zögerte.
Mit der Berufung des Uranus-Gouverneurs Hastings zum Präsidenten der EAAU, der sowohl die Gouverneure von Europa, von Nord- und Südamerika als auch von Afrika zugestimmt hatten, zeichnete sich auf dem Mutterplaneten Erde die behutsame Rückkehr zur politischen Einheit ab, die unter dem fahnenflüchtigen letzten Präsidenten Dr. Mildrich fast schon endgültig verspielt gewesen war. Die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union begann sich zu erneuern. Und obwohl das Hauptproblem – die Ernährungsfrage – weiter ungelöst blieb, waren die Bestrebungen zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung nicht zu übersehen.
Das einzige Votum, das noch ausstand, war das der Venus, des zweitwichtigsten Planeten im astralen Verbund.
Und das hieß: Sir Oleg, der Gouverneur der Venus, der auf dem Höhepunkt der Krise dem Mutterplaneten mit seiner rigorosen Unabhängigkeitserklärung die Gefolgschaft aufgekündigt hatte, zog es vor, sich nicht festzulegen. Er wartete ab.
Die Erfahrung, die der Metropolis-Konvoi auf der verlustreichen Uranus-Erde-Route mit Sir Olegs verändertem Macht und Rechtsverständnis gemacht hatte, ließ sich nicht einfach verdrängen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte Metropolis verrecken können. Ich schob die Entscheidung auf.
»Bringen wir ihn an Bord!« sagte ich. »Danach sehen wir weiter.«
Der Sibiriak bückte sich.
»Den Glauben an die Menschheit zu verlieren, Sir«, sagte er, »ist manchmal gar nicht so schwer. Mit dem Arsch fliegt sie zu den Sternen, aber mit der Moral verharrt sie in der Steinzeit.«
Busch war ein kräftiger, schwerer Mann. Stroganow hob ihn an. Busch schrie auf. Er war zu Bewußtsein gekommen, und die Berührung bereitete ihm Qualen. In seinem Blick zeigte sich ungläubiges Erkennen.
»Brandis ...«
Es war kaum zu verstehen. Ich las es mehr von seinen Lippen ab, als daß ich es hörte.
»Wir schaffen Sie jetzt an Bord, Busch«, sagte ich. »Es wird schon werden.«
Sein Blick suchte angstvoll die Tür. Stroganow erriet, was in Busch vorging, und schüttelte den Kopf.
»Da ist niemand mehr, Commander«, sagte er beruhigend. »Niemand außer uns. Die Kerle sind längst auf und davon.«
Busch wirkte erleichtert. Aber Schmerz und Entsetzen ließen sich so rasch nicht vertreiben. Buschs Lippen bewegten sich wieder.
»Smirnoff ... Sie hielten mich für ... Smirnoff.«
Ich beugte mich tiefer. Busch wollte sich mitteilen, wollte sich das Grauen von der Seele reden. Danach mochte er ruhiger werden.
»Wer hielt Sie für Smirnoff, Busch?«
Die Frage drang nicht bis zu ihm vor. Er war bei Bewußtsein – aber zugleich war er im Delirium.
»Smirnoff ...«
»Aber was wollten sie von Ihnen, Busch? Was?«
Busch starrte mich mit geweiteten Pupillen an.
»Die Formel ... Sie wollten die Formel. Ich sollte sie ihnen geben ... die Formel...«
Stroganow wischte Commander Busch den Schweiß von der Stirn. Seine kräftigen Hände entwickelten dabei eine verblüffende Zartheit. »Welche Formel?« fragte er sanft.
Buschs Augen fielen plötzlich zu. Noch einmal, bevor er zurückfiel in die mildtätige Bewußtlosigkeit, in der es weder Entsetzen gab noch Schmerz, bewegten sich seine Lippen.
»Gregorius-Weizen«, sagte Busch.
Stroganows Blick suchte den meinen. Der Sibiriak seufzte und hob die Schultern.
»Für mich, Sir, ergibt das keinen Sinn. Wer zum Teufel ist Smirnoff?«
Und was hatte es mit diesem Gregorius-Weizen auf sich?
Ich schob meine Hände unter Buschs Schultern.
»Der einzige Smirnoff, den ich kenne«, erwiderte ich, »war mein Philosophielehrer. Und das ist lange her.«
Wir stemmten Buschs schlaffen Körper in die Höhe und machten uns mit ihm auf den Weg zur Schleuse. Nachdem wir Busch ins Dingi gehievt hatten und auf dem Feuerstrahl zur Henri Dunant zurückgeritten waren, ließ sich meine Entscheidung nicht länger hinauszögern.
Captain Mboya, mein schwarzhäutiger Pilot, erwartete mich stehend auf der Brücke. Sein Blick war besorgt.
»Wird er durchkommen, Sir?«
»Nur wenn er eine reelle Chance bekommt, Captain«, gab ich zurück. »Das Kartenhaus wird Ihnen gleich den Kurs zur Venus geben.«
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