Manuel, Nola und Guardes sind nach Kermadec zurückgekehrt, wo sie die Ruhe und Abgeschiedenheit genießen. Eines Tages steht unvermittelt Anna Seljakowa in der Tür.
Die Den-Haag-Stiftung hat sie wieder aufgespürt!
Sie werden zwangsverpflichtet und zur Flotte einberufen. Anna kann erreichen, dass sie zusammenbleiben und ein kleines Kampfschiff zugeteilt bekommen. Dann erhalten sie den Marschbefehl und werden zu einem Vorposten beordert, der in der Nähe der derzeitigen Hauptkampflinie ausharrt und dringend um Verstärkung gebeten hat.
Guardes übernimmt routiniert die Passage durch den Mengerraum. Als sie jedoch vor Ort eintreffen, scheint die Basis nicht mehr zu existieren. Ist die Flotte der Hondh schon darüber hinweggefegt oder kam es zu einer kosmischen Katastrophe?
Viel Zeit, sich ein Bild von der Lage zu machen, bleibt den Freunden nicht, denn ihre eigene Flugbahn wird instabil, und sie drohen über dem verwüsteten Planeten abzustürzen.
(14) Hinter feindlichen Linien
€8,99
Matthias Falke – Hinter feindlichen Linien
Ebook, 293 Seiten, Format Epub
Kategorie: D9E - Die neunte Expansion
Schlagwörter: D9E, Matthias Falke, Science Fiction, Space Opera, Weltraumabenteuer
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Nola entwickelte eine Leidenschaft für Pilze.
Die Wälder auf Kermadec waren voll davon. Stundenlang konnte sie im Unterholz herumstreifen und ihren Korb füllen, den sie sich im ersten Sommer ihres Aufenthaltes selbst geflochten hatte.
Manuel ließ sie gewähren. Er döste so lange auf einer der kleinen Lichtungen, die immer wieder in die Wälder eingelassen waren, träumte vor sich hin, genoss die Schwere in seinen Gliedern und bemühte sich, so wenig wie möglich nachzudenken.
Schon gar nicht über Politik.
Irgendwann am späten Nachmittag, als die Schatten länger wurden, weil der kurze Sommer dieser Welt sich schon wieder dem Ende zuneigte, packten sie ihre Decke und ihre Picknick-Utensilien, Nola klemmte sich den reich gefüllten Korb am Henkel unter den linken Arm, und sie machten sich auf den Rückweg. Manuel ging voran. Er stützte sich auf einen Knotenstock, den er aus einem heimischen Gehölz geschnitzt hatte. Wacholder, Brombeeren und endemische Pflanzen rauschten um ihre Knöchel. Sie mussten einige Waldstücke durchqueren, in denen es schon beinahe finster war. Dann kamen sie auf den großen, schanzenförmigen Hang hinaus, an dessen unterem Ende das Haus stand. Aus dieser Perspektive schien es direkt über dem kreisrunden Spiegel des Schattensees zu schweben, der tief unten in seiner Karsenke lag. Er trug seinen Namen zu Recht, denn das nicht übermäßig starke Licht des Zentralsterns dieser Welt erreichte ihn nur um die Mittagsstunde weniger Tage des kurzen Nordsommers. Den langen Rest des Kermadec-Jahres ruhte er still in blaugrünem Dämmer.
Er war ein beliebtes Ausflugsziel, auch bei Manuel und Nola. Das verdankte er den heißen Quellen, die überall von seinem Grund aufsprudelten. Es gab kleine Badebuchten, wo man sich in den warmen Schlick legen und tüchtig durchbacken lassen konnte. Das war angeblich gut gegen alle möglichen Krankheiten, und wenn sie antizyklisch vorgingen und warteten, bis die Wellnesstouristen wieder weggefahren waren, hatten sie den ganzen Bereich für sich. Man konnte herrlich versaute Sachen machen, wenn man ungestört war ...
Im Licht der tiefstehenden Sonne trotteten sie den langen grasbestandenen Hang hinunter. Alles war wie immer. Auch Guardes stand schon auf der Terrasse des Blockhauses und wartete auf sie. Als sie näher kamen und die Gesichtszüge des ehemaligen Navigators erkennen konnten, ahnten sie, dass etwas nicht stimmte. Der einstige Pilot für den Überlichtflug im Mengerraum steckte noch immer in dem Cyborg-Körper – Modell Igor –, den sie ihm auf Ceres gekauft hatten. Ein grobes Gesicht, eine bullige Statur. Ein Fremder hätte das Fürchten bekommen, und so war es von den Entwicklern, die »Igor« einst designt hatten, vermutlich auch gedacht. Nola und Manuel wussten, dass man Guardes nicht zu fürchten brauchte. Er war eine Seele von einem Mann und ein treuer Freund, der hier mit ihnen in völliger Abgeschiedenheit lebte.
Als sie nahe genug herangekommen waren, um ihn zu verstehen, hob er den Kopf.
»Das wird euch jetzt nicht gefallen.«
Nola und Manuel wechselten einen Blick. Sie beschleunigten ihre Schritte. Es war ihnen durchaus bewusst, dass sie in unruhigen Zeiten lebten. Deshalb ignorierten sie sie ja geflissentlich. Sie lebten konsequent offline. Keine Komgeräte, kein Televisor, keine Ausflüge in die sogenannte Zivilisation. Guardes war der einzige, der hin und wieder nach Brankenstein fuhr, in das nächstgelegene Städtchen. Es gab dort nicht viel. Ein paar Seniorenheime, einen Golfclub, einige Dutzend Blockhäuser wie das ihre – für Aussteiger, die sich dann doch nicht trauten, den letzten Schritt zu tun –, und Verbindungsmöglichkeiten zum Rest der Galaxie. Das war ihnen schon zu viel. Von der Galaxie hatten sie das eine oder andere gesehen. Es hatte ihnen nicht gefallen. Warum die Galaxie unsicher machen, wenn man zusammen im heißen Schlamm baden konnte?
»Ist etwas passiert?« Nola ließ sich von Guardes den Korb abnehmen. Er ignorierte die Ausbeute, in die er sonst voll genießerischer Vorfreude die Nase zu stecken pflegte. Bei Manuel schrillten sämtliche Alarmanlagen.
Sie klopften die Stiefel ab, indem sie einige Male gegen die Begrenzungssteine der Terrasse traten, und zogen sie dann aus. Auf Socken gingen sie über die Terrasse, deren Natursteinplatten kühl waren.
»Was ist los?«, fragte Manuel.
»Kommt erst mal rein«, brummte Guardes. Der große Korb, den Nola im weglosen Gelände kaum schleppen konnte, sah in seiner Pranke merkwürdig zerbrechlich aus.
»Mann«, stöhnte Manuel. »Jetzt mach’s doch nicht so spannend!«
Guardes war der Einzige, der Kontakt zur Außenwelt hatte. Ab und zu wählte er sich auch heimlich ins planetare Netz von Kermadec ein. Er verfügte über zahlreiche Applikationen. Teilweise waren sie direkt in seinem Igor-Körper verdrahtet, teilweise steckten sie in der würfelförmigen Box, die er seit seiner Wiedergeburt mit sich herumschleppte. Er hatte selbst als Download in diesem tragbaren Kubus gesteckt, bis sie einen neuen Körper für ihn aufgetrieben hatten. Heute beherbergte der massive Quantenspeicher auf Exoniumbasis unter anderem noch Fragmente der Bord-KI der havarierten Scardanelli, Persönlichkeitssplitter des Bordprogrammierers Nastow sowie diverse andere kybernetische Souvenirs ihrer gemeinsamen Odyssee.
Er rief hinter ihrem Rücken die Nachrichtenfeeds ab, als hätten sie es ihm verboten. Dabei war es Manuel und Nola vollkommen egal, solange er sie nicht damit behelligte. In letzter Zeit konnte aber selbst ihnen nicht entgehen, dass er stets mit sorgenzerfurchter Miene von diesen kleinen privaten Sitzungen zurückkam.
Guardes nickte ihnen ungeduldig und hinhaltend zu. Er würde hier draußen nichts sagen, hieß das, deshalb sollten sie sich beeilen, ins Haus zu kommen. Hatte er Angst, dass sie ausgespäht wurden? Hier?
Manuel sah sich unwillkürlich um, während Nola vor ihm durch die Terrassentür ins Wohnzimmer schlüpfte. Sein Blick fiel auf den Scooter, der im Schatten des Hauses stand. Von weiter oben hatten sie ihn nicht sehen können.
»Scheiße!«
Es war ein flugfähiges Modell, das einige tausend Meter hoch aufsteigen und mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit fliegen konnte. Da wurde ein Kontinent plötzlich recht klein. Selbst ein Planet war nicht mehr allzu groß. Auf dem schwarz lackierten Frontspoiler prangte ein Logo, das Manuel in diesem Leben eigentlich nicht mehr hatte sehen wollen.
»Scheiße«, wiederholte er.
»Ja«, sagte Guardes nur.
Dann schob er ihn ins Haus.
Die Wälder auf Kermadec waren voll davon. Stundenlang konnte sie im Unterholz herumstreifen und ihren Korb füllen, den sie sich im ersten Sommer ihres Aufenthaltes selbst geflochten hatte.
Manuel ließ sie gewähren. Er döste so lange auf einer der kleinen Lichtungen, die immer wieder in die Wälder eingelassen waren, träumte vor sich hin, genoss die Schwere in seinen Gliedern und bemühte sich, so wenig wie möglich nachzudenken.
Schon gar nicht über Politik.
Irgendwann am späten Nachmittag, als die Schatten länger wurden, weil der kurze Sommer dieser Welt sich schon wieder dem Ende zuneigte, packten sie ihre Decke und ihre Picknick-Utensilien, Nola klemmte sich den reich gefüllten Korb am Henkel unter den linken Arm, und sie machten sich auf den Rückweg. Manuel ging voran. Er stützte sich auf einen Knotenstock, den er aus einem heimischen Gehölz geschnitzt hatte. Wacholder, Brombeeren und endemische Pflanzen rauschten um ihre Knöchel. Sie mussten einige Waldstücke durchqueren, in denen es schon beinahe finster war. Dann kamen sie auf den großen, schanzenförmigen Hang hinaus, an dessen unterem Ende das Haus stand. Aus dieser Perspektive schien es direkt über dem kreisrunden Spiegel des Schattensees zu schweben, der tief unten in seiner Karsenke lag. Er trug seinen Namen zu Recht, denn das nicht übermäßig starke Licht des Zentralsterns dieser Welt erreichte ihn nur um die Mittagsstunde weniger Tage des kurzen Nordsommers. Den langen Rest des Kermadec-Jahres ruhte er still in blaugrünem Dämmer.
Er war ein beliebtes Ausflugsziel, auch bei Manuel und Nola. Das verdankte er den heißen Quellen, die überall von seinem Grund aufsprudelten. Es gab kleine Badebuchten, wo man sich in den warmen Schlick legen und tüchtig durchbacken lassen konnte. Das war angeblich gut gegen alle möglichen Krankheiten, und wenn sie antizyklisch vorgingen und warteten, bis die Wellnesstouristen wieder weggefahren waren, hatten sie den ganzen Bereich für sich. Man konnte herrlich versaute Sachen machen, wenn man ungestört war ...
Im Licht der tiefstehenden Sonne trotteten sie den langen grasbestandenen Hang hinunter. Alles war wie immer. Auch Guardes stand schon auf der Terrasse des Blockhauses und wartete auf sie. Als sie näher kamen und die Gesichtszüge des ehemaligen Navigators erkennen konnten, ahnten sie, dass etwas nicht stimmte. Der einstige Pilot für den Überlichtflug im Mengerraum steckte noch immer in dem Cyborg-Körper – Modell Igor –, den sie ihm auf Ceres gekauft hatten. Ein grobes Gesicht, eine bullige Statur. Ein Fremder hätte das Fürchten bekommen, und so war es von den Entwicklern, die »Igor« einst designt hatten, vermutlich auch gedacht. Nola und Manuel wussten, dass man Guardes nicht zu fürchten brauchte. Er war eine Seele von einem Mann und ein treuer Freund, der hier mit ihnen in völliger Abgeschiedenheit lebte.
Als sie nahe genug herangekommen waren, um ihn zu verstehen, hob er den Kopf.
»Das wird euch jetzt nicht gefallen.«
Nola und Manuel wechselten einen Blick. Sie beschleunigten ihre Schritte. Es war ihnen durchaus bewusst, dass sie in unruhigen Zeiten lebten. Deshalb ignorierten sie sie ja geflissentlich. Sie lebten konsequent offline. Keine Komgeräte, kein Televisor, keine Ausflüge in die sogenannte Zivilisation. Guardes war der einzige, der hin und wieder nach Brankenstein fuhr, in das nächstgelegene Städtchen. Es gab dort nicht viel. Ein paar Seniorenheime, einen Golfclub, einige Dutzend Blockhäuser wie das ihre – für Aussteiger, die sich dann doch nicht trauten, den letzten Schritt zu tun –, und Verbindungsmöglichkeiten zum Rest der Galaxie. Das war ihnen schon zu viel. Von der Galaxie hatten sie das eine oder andere gesehen. Es hatte ihnen nicht gefallen. Warum die Galaxie unsicher machen, wenn man zusammen im heißen Schlamm baden konnte?
»Ist etwas passiert?« Nola ließ sich von Guardes den Korb abnehmen. Er ignorierte die Ausbeute, in die er sonst voll genießerischer Vorfreude die Nase zu stecken pflegte. Bei Manuel schrillten sämtliche Alarmanlagen.
Sie klopften die Stiefel ab, indem sie einige Male gegen die Begrenzungssteine der Terrasse traten, und zogen sie dann aus. Auf Socken gingen sie über die Terrasse, deren Natursteinplatten kühl waren.
»Was ist los?«, fragte Manuel.
»Kommt erst mal rein«, brummte Guardes. Der große Korb, den Nola im weglosen Gelände kaum schleppen konnte, sah in seiner Pranke merkwürdig zerbrechlich aus.
»Mann«, stöhnte Manuel. »Jetzt mach’s doch nicht so spannend!«
Guardes war der Einzige, der Kontakt zur Außenwelt hatte. Ab und zu wählte er sich auch heimlich ins planetare Netz von Kermadec ein. Er verfügte über zahlreiche Applikationen. Teilweise waren sie direkt in seinem Igor-Körper verdrahtet, teilweise steckten sie in der würfelförmigen Box, die er seit seiner Wiedergeburt mit sich herumschleppte. Er hatte selbst als Download in diesem tragbaren Kubus gesteckt, bis sie einen neuen Körper für ihn aufgetrieben hatten. Heute beherbergte der massive Quantenspeicher auf Exoniumbasis unter anderem noch Fragmente der Bord-KI der havarierten Scardanelli, Persönlichkeitssplitter des Bordprogrammierers Nastow sowie diverse andere kybernetische Souvenirs ihrer gemeinsamen Odyssee.
Er rief hinter ihrem Rücken die Nachrichtenfeeds ab, als hätten sie es ihm verboten. Dabei war es Manuel und Nola vollkommen egal, solange er sie nicht damit behelligte. In letzter Zeit konnte aber selbst ihnen nicht entgehen, dass er stets mit sorgenzerfurchter Miene von diesen kleinen privaten Sitzungen zurückkam.
Guardes nickte ihnen ungeduldig und hinhaltend zu. Er würde hier draußen nichts sagen, hieß das, deshalb sollten sie sich beeilen, ins Haus zu kommen. Hatte er Angst, dass sie ausgespäht wurden? Hier?
Manuel sah sich unwillkürlich um, während Nola vor ihm durch die Terrassentür ins Wohnzimmer schlüpfte. Sein Blick fiel auf den Scooter, der im Schatten des Hauses stand. Von weiter oben hatten sie ihn nicht sehen können.
»Scheiße!«
Es war ein flugfähiges Modell, das einige tausend Meter hoch aufsteigen und mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit fliegen konnte. Da wurde ein Kontinent plötzlich recht klein. Selbst ein Planet war nicht mehr allzu groß. Auf dem schwarz lackierten Frontspoiler prangte ein Logo, das Manuel in diesem Leben eigentlich nicht mehr hatte sehen wollen.
»Scheiße«, wiederholte er.
»Ja«, sagte Guardes nur.
Dann schob er ihn ins Haus.
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